Dazu „Die Welt“: April 2011
Bären können doch gar kein Kung Fu
Ein chinesischer Animationsfilm, der eigentlich ein deutscher ist, wird in Fernost zum Klassenschlager
Chinas Antwort auf den erfolgreichen US-Animationsfilm Kung Fu Panda
Rechtzeitig zum chinesischen Neujahrsfest im Februar startete, mit massiver Werbeunterstützung und 2600 digitalen Kopien, bei der größten chinesischen Kinokette „Little Big Panda“, von der Presse als bisher aufwendigster Animationsspielfilm der chinesischen Filmgeschichte gefeiert. Man verpflichtete namhafte Sprecher der chinesischen Jugendkultur für die Rollen, und der Abspann nennt eine Heerschar chinesischer Mitarbeiter – aber nicht die Deutschen, die eigentlich hinter dem Film stecken.
Denn dort liegt eigentlich der Ursprung der rührenden Geschichte von Manchu, einem kleinen Panda, der von seinen Artgenossen als Sonderling belächelt wird und trotzdem mit Heldenmut die Bärengemeinschaft vor dem Hungertod und dem Aussterben rettet. Gemeinsam mit seinen Freunden, dem Roten Panda Kung Fusius und dem Leopardenjungen Yung Fu, führt er die Bärenbrüder schließlich ins Gelobte Land, wo reichlich Bambus wächst.
Dies, verspricht das Staatsfernsehen, sei Chinas Antwort auf Hollywoods „Kung Fu Panda“, der den einheimischen Animationsproduzenten die Schamesröte ins Gesicht trieb, weil sie nicht selbst auf die naheliegende Idee gekommen waren, das Nationaltier in einem Cartoon auszuwerten. Idee, Konzept und Gestaltung stammt nämlich aus deutscher Hand, denn „Little Big Panda“ ist eine deutsche Produktion mit belgischer und spanischer Beteiligung.
Fast neun Jahre hat der Berliner Produzent und Regisseur Michael Schoemann, um die Realisierung des Stoffes gekämpft. Nach zwei vorangegangenen Anläufen drohte auch der dritte zu scheitern, wäre nicht in letzter Minute ein chinesischer Investor aufgetaucht. Xiaoxiang Chen von Yisangmedia Investment sah in „Little Big Panda“ offensichtlich eine Chance, das asiatische Thema auch mit einem chinesischen Ursprungsvermerk zu versehen. Was wie Etikettenschwindel klingt, ist in China durchaus zulässig.
So erzielte, unbemerkt von der deutschen Öffentlichkeit, ein chinesischer Film, der eigentlich ein deutscher ist, im Handumdrehen mehr als eine Million Besucher. In der ersten Woche lag „Little Big Panda“ auf Platz drei der Kinohitparade.“